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Schliessung der Geburtenabteilung – Offener Brief

15. April 2025 – Offener Brief an die Spitalleitung, den Stiftungsrat und die Stifterversammlung des Spitals Muri

Unter der Federführung von Franziska Stenico-Goldschmid wurde untenstehender offener Brief zu Handen des Stiftungsrats und der Leitung des Spitals Muri betreffend der Schliessung der Geburtenabteilung.

Sehr geehrte Damen und Herren

Mit grossem Bedauern und Sorge haben wir die Nachricht von der geplanten Schliessung der Geburtenabteilung am Spital Muri aufgenommen. Diese Entscheidung stellt nicht nur eine bedeutende Veränderung für werdende Eltern dar. Für viele Menschen im Freiamt ist das lokale Spital eine wichtige Konstante und ein Symbol für Nähe und Zuverlässigkeit. Der Wegfall der Geburtenabteilung könnte das Vertrauen in die medizinische Versorgung vor Ort generell beeinträchtigen. Sie ist ein positiver Faktor für junge Familien, die in der Region wohnen oder sich dort niederlassen möchten. Ohne diese Einrichtung könnte die Attraktivität der Region für junge Eltern sinken. Die Familien müssen für Geburten auf weiter entfernte Spitäler ausweichen. Dies könnte gerade in Notfällen lebensbedrohlich sein, da längere Fahrzeiten das Risiko für Mutter und Kind erhöhen. Studien belegen, dass ein Anfahrtsweg von mehr als 20 Minuten die perinatale Mortalität markant ansteigen lässt. Schwangerschaft und Geburt sind zwar natürliche Vorgänge, aber mit Risiken verbunden. Komplikationen wie plötzliche Blutungen, Geburtsstillstand oder Sauerstoffmangel beim Kind können innert Minuten für Mutter und Kind lebensbedrohlich werden. Eine Geburt darf nicht zur Hochrisiko-Angelegenheit werden, nur weil Spitäler sparen müssen! Geburten in der Nähe des Wohnorts ermöglichen es den werdenden Eltern, Kindern und Angehörigen, von Beginn an nahe beieinander zu sein. Zentrumsspitäler sind oft überlastet. Die Schliessung von kleineren Geburtsstationen führt zu mehr Stress für Gebärende und Geburtshelfende, zu Schichtwechseln mitten in der Geburt, zu mangelnder Betreuung. Das erhöht das Risiko traumatischer Geburtserfahrungen. Eine lokale Versorgung entlastet die Zentren und ermöglicht individuellere Geburten mit mehr Zeit für Mutter, Kind und Geburtshelfende. Geburtshilfe soll nicht rentieren müssen. Die Profitlogik führt dazu, dass gerade die nicht planbaren, aber lebenswichtigen Leistungen weggespart werden. Das ist unethisch und gefährlich. Geburtshilfe gehört zur Grundversorgung und muss als solche vom Kanton finanziell gestützt werden.

Zudem wirft die Schliessung der Geburtenabteilung auch Fragen zur Umsetzung der Ziele und Grundsätze der Stiftung auf, wie sie in der Stiftungsurkunde verankert sind. In der Stiftungsurkunde ist festgelegt, dass das Spital Muri stets das Wohlergehen und die Gesundheit der Menschen in der Region fördern soll. Ein Zitat daraus lautet: „Das Spital Muri, gemeinsam mit den praktizierenden Ärzten, sichert als Akutspital für die Region Freiamt und auch für Patienten aus anderen Regionen die medizinische Grundversorgung.“ Die Geburtenabteilung verkörpert diese Werte in besonderem Masse, indem sie werdenden Eltern und Neugeborenen die bestmögliche Betreuung bietet und die Nähe zur Gemeinschaft wahrt. Insbesondere in Anbetracht der Schliessungen der Geburtenabteilungen in Affoltern am Albis und Cham. Die Auflösung dieser Abteilung würde der Region nicht nur eine bewährte medizinische Einrichtung entziehen, sondern auch den Kern des Stiftungsgedankens gefährden.

Die Mitarbeitenden des Spitals Muri sind das Herzstück Ihrer Institution. Erst recht in Zeiten des Fachkräftemangels. Sie leisten jeden Tag einen unschätzbaren Beitrag zur Gesundheit und zum Wohlbefinden der Gemeinschaft. Durch die Schliessung der Geburtenabteilung wird jedoch nicht nur ein wichtiger Arbeitsplatzbereich betroffen, sondern auch das Vertrauen und die Motivation des gesamten Teams beeinträchtigt. Eine Einbindung der Mitarbeitenden in die Entscheidungsfindung kann wertvolle Perspektiven und innovative Lösungsvorschläge hervorbringen, die sowohl den Betrieb als auch die Patientenbedürfnisse berücksichtigen.

Wir bitten Sie daher eindringlich, die Entscheidung zu überdenken und im Dialog mit den Mitarbeitenden nach alternativen Lösungen zu suchen, die den Bedürfnissen der Region gerecht werden und die Ideale der Stiftungsurkunde wahren. Diese Abteilung ist nicht nur ein wichtiger Bestandteil der medizinischen Versorgung in der Region, sondern auch eine zentrale Säule der ethischen und sozialen Verpflichtungen. Eine Schliessung widerspricht diesen Grundwerten und würde langfristig die wertvolle Struktur der Gemeinschaft schwächen.

Wir appellieren an Ihre Verantwortung als Leitung des Spitals Muri, nicht nur wirtschaftliche Aspekte zu berücksichtigen, sondern auch die Auswirkungen auf die Mitarbeitenden, die Patienten und der Bevölkerung umfassend zu bewerten, mit Blick auf die Werte der Stiftung.

Im Namen der Einwohnerschaft im Freiamt danken wir Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und hoffen auf eine konstruktive Zusammenarbeit, um die Zukunft der Geburtenabteilung zu sichern.

Die Mitte Bezirk Muri, SP Bezirk Muri, FDP Bezirk Muri, Grüne Bezirk Muri, Die Mitte Bezirk Bremgarten und SP Bezirk Bremgarten

Franziska Stenico-Goldschmid
Grossrätin, Präsidentin | Die Mitte Bezirk Muri

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